Einzug und Leben im nicht fertigen Tiny House

von Marco
Kaya und Marco vor ihrem Tiny House
Frisch eingezogen

Gleich nach unserem Tiny House Umzug sind wir ins noch nicht fertige Haus gezogen. Und mit uns all unser Besitz. Wir wollen mit unserem Tiny House nicht ständig auf Achse sein. Deshalb haben wir es so gebaut, dass wir bei Bedarf umziehen können. Das war aber nicht unser Hauptaugenmerk. Ein Umzug sieht so aus: Alles ausräumen, was nicht fest ist und in Kisten verpacken. Tiny House und Kisten umziehen und dann alles wieder einräumen. Da unser Besitz nicht mehr allzu groß ist, ist das auch kein sehr großer Aufwand.

Um dem Tiny House beim Umzug mehr Stabilität zu geben, haben wir viele der Kisten direkt im Haus auf dem Boden gesichert und transportiert. Zum Einzug haben wir erst einmal alles auf und unter das Podest gestellt und von dort aus verräumt. Nach zwei Tagen des Chaos die große Überraschung: All unser Besitz passt gut in unser Tiny House.  Und die Hunde haben sogar noch einen extra Liegeplatz unter dem Podest bekommen : )

Warum einziehen, wenn noch nicht alles fertig ist?

Zwei Hunde in ihrer Höhle im Tiny House
Zwei Hunde in ihrer Höhle im Tiny House

Unser Tiny House war also noch nicht komplett fertig gebaut. Es war von Anfang an unsere Absicht gewesen in ein nicht fertig eingerichtetes Haus zu ziehen. Wir haben in den vergangenen Jahren begonnen den Status Quo unserer Leben zu hinterfragen. Nach Themen wie Konsum, Ernährung, Mobilität, Gewohnheiten, Aktivitäten und Bekanntschaften waren wir nun offensichtlich an der Frage, wie viel man zu einem guten Leben benötigt. Wir haben diese Frage über die Wohnraumgröße hinaus ausgeweitet.

Wir wollten uns einfach ins kalte Wasser werfen und unterwegs sehen, was wir überhaupt vermissen würden. Und was uns nur aus Gewohnheit begleitet hat?

Was fehlte beim Tiny House Einzug?

Wir haben eine wahrscheinlich nicht vollständige Liste der Dinge aufgestellt, bei denen wir uns beim Einzug noch nicht klar waren, wie und wo wir sie einbauen würden.

Da wir im Sommer eingezogen sind, hatte das Heizsystem keine hohe Priorität. Wir wussten allerdings, dass wir einen Holzofen haben wollten. Das Angebot unseres Mitbewohners, eine seiner alten Truma Gasheizung einzubauen, ließ uns zwar einige Zeit zögern, aber wir merkten, dass der Einbau für uns nicht das Richtige gewesen wäre.

Innerhalb der ersten Woche habe ich das Gegenstück zu unserem Schließzylinder im Türrahmen auf die passende Größe geschnitzt. Eine schöne Arbeit bei sommerlichem Wetter am kühlen Bach sitzend.

Inzwischen ist auch unser Ofen eingebaut, der Spiegel lässt unser Haus noch länger erscheinen, die Verzierungen um die Tür sehen atemberaubend aus und wir das Vordach schützt uns vor Regen.

Den Abfluss unserer Badewanne und des Waschbeckens erledigten wir sehr früh. Irgendwie war es uns lästig alles mit Wasser draußen zu machen, oder das Wasser nur in Schüsseln zu verwenden, deren Inhalt dann wieder nach draußen durfte.

Beinahe drei Monate lang holten wir Wasser in Flaschen aus dem Haupthaus. Es störte uns nicht. Inzwischen füllen wir unser 60 Liter Trinkwasserfass mit einem Schlauch zwei Mal die Woche. Jetzt wo der Winter vor der Tür herrscht, ist das eine enorme Erleichterung. Mit einer Fußpumpe gelangt das Wasser in den Wasserhahn.

Wie machen wir unser Wasser warm?

Marco in der Holzbadewanne im Tiny House
Marco in der Holzbadewanne im Tiny House

Die kurze Antwort: Mit dem Wasserkessel, entweder in der Sonne, auf dem Ofen oder unseren Spirituskochern. Die lange Antwort: Nach unserem Einzug hatten wir lange kein fließendes Wasser. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt mit wenigen (3-5) Litern Wasser zu duschen, dass wir uns entschieden haben die ursprüngliche Lösung nicht einzubauen, bzw. teilweise zurückzubauen. Der ursprünglicher Plan war von einem Wasserfass, das über eine Elektropumpe mit einem Gas-Durchlauferhitzer verbunden war, in die Armaturen zu gehen. Wir sind nun zur Fußpumpe gewechselt, das Wasser macht der Ofen oder/und die Sonne warm.

Ich bin richtig erschrocken als ich nach drei Monaten einen Wasserhahn aufgedreht hatte und dort warmes Wasser heraus kam.

Die Holz-Badewanne nutzen wir zum Sitzduschen. Außerdem passt prima ein Wäscheständer hinein. Auch der inzwischen verbaute ausziehbare Wäscheständer, der an der Wand montiert ist, passt perfekt darüber. Und nicht zuletzt sieht die Wanne absolut super aus : )

Unser Fazit zum Tiny House Einzug

Trotz vieler "Einschränkungen" funktionierte das Leben im nicht fertigen Haus ganz gut soweit. Wie das Leben ein Prozess ist, ist auch das Leben im Tiny House ein Prozess. Und das ist auch gut so. Stillstand birgt so viel Langeweile.

Dass nicht alles von Anfang an einen Platz hatte, erwies sich als Vorteil. Bereits einen Monat nach dem Einzug sortierten Kaya und ich bereits wieder viele Bücher und Klamotten aus. Im Artikel über Entrümpeln und Artischocken bekommst du einen kleinen Einblick, warum wir unser Leben langsam auf das Wesentliche reduzieren.